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Die Suche nach der besten digitalen dritten Säule in der Schweiz

Ein Review im Jahr 2021 mit Fokus auf Nachhaltigkeit.

Nachdem ich 13 Jahre lang “nein danke” gesagt hatte, nahm ich vor kurzem die Einladung meiner Bank an, über Steueroptimierung zu sprechen. Der Besuch fand während der Corona-Epidemie statt und musste – auf Insistieren meiner Bank – unbedingt persönlich stattfinden.

Ich traf mich also zu einem maskierten Treffen mit dem Bankberater, und es ging ausschliesslich um die Säule 3a (“dritte Säule”). Nach einem kurzen Frage-und-Antwort-Spiel verliess ich den Raum mit dem Gedanken: Das muss doch besser gehen!

Wenn der schlechte Service meiner Bank mich so viel Zeit kostet und trotzdem mit offenen Fragen zurücklässt, liegt es an mir, mich nach Mitbewerbern umzuschauen, die mehr würdig meines Geldes sind.

Um was geht es in diesem Post?

Hier geht es darum:

  • Welches aus meiner Sicht im Jahr 2021 die besten digitalen Säule-3a-Angebote sind.
  • Wie sie beim Thema Nachhaltigkeit abschneiden.
  • Welche anderen Kriterien mit in Betracht gezogen werden sollten.

Es geht nicht darum:

  • Wann und warum du in eine dritte Säule investieren solltest.
  • Wie du deine dritte Säule optimieren kannst.
  • Wieso es wichtig ist, dein Geld in Firmen zu investieren, die deine Werte teilen.
  • Wie du überschüssige Ersparnisse investieren kannst, wenn du schon in die dritte Säule einbezahlt hast.

Siehe den Post Grundwissen zur dritten Säule für weitere Informationen zu diesen, hier nicht behandelten Fragen.

Hintergrundinfos

Über eine Billion CHF ist in der Schweiz in der Altersvorsorge parkiert.

Ein Drittel dieses Geldes – hauptsächlich Säule-3a-Gelder – ist im Aktienmarkt investiert und dient Unternehmen, ihre Ziele und Visionen zu verfolgen. Welche Unternehmen davon profitieren, ist erst seit kurzem ein öffentliches Thema, und viele Leute sind sich nach wie vor nicht bewusst, dass ihre Altersguthaben Firmen unterstützen, welche die Umwelt oder die Gesellschaft schädigen.

Ziel dieses Posts ist, einen kleinen Teil dieser Billion grün zu machen und dir dabei zu helfen, ein nachhaltiges Säule-3a-Produkt zu finden. Es ergänzt mein Grundlagen-Post, der dir hilft zu entscheiden, ob und wie die dritte Säule für dich geeignet ist.

Die Anbieter im folgenden Review wurden eingeladen, den Artikel durchzulesen, und ihr Inputs wurden eingearbeitet – mit Ausnahme von Frankly, von wo keine Rückmeldung kam. Ansonsten habe ich keinerlei Verbindungen zur Vorsorgebranche.

Wenn du die Methode überprüfen oder die Resultate reproduzieren möchtest, lade dir das Research Package herunter. Es enthält alle zugrundeliegenden Daten zum Zeitpunkt der Auswertung.

Recherche, Redaktion und Korrektur dieses Beitrags haben ca. 40 Stunden kollektive Arbeit aller involvierten Parteien in Anspruch genommen.

Disclaimer: Alle Informationen auf dieser Seite geben meine persönliche Meinung wieder und dienen nur der Information. Sie sind nicht als Finanzberatung zu verstehen. Mache dich selber kundig oder suche professionelle Beratung, bevor du finanzielle Entscheidungen triffst.

Executive summary

Fangen wir beim Ende an. Nach den genannten Kriterien sind dies die besten nachhaltigen Säule-3a-Angebote für das Jahr 2021:

Anbieter Stärken & Zeitpunkt für den Einstieg
Viac
Beste Gesamtleistung – tiefe Kosten, sehr nachhaltig, renditestark, gute Extras.1
Descartes Vorsorge
Stark in Nachhaltigkeit und Service bei etwas höheren Kosten. Geeignet für Leute, die weniger als 15 Jahre vor der Pensionierung stehen.
Finpension
Neuer Player mit tiefsten Kosten und Top-Nachhaltigkeit.2

Dieses Resultat basiert auf der folgenden, weiter unten beschriebenen Berechnung:

Vergleich der besten Säule-3a-Produkte in der Schweiz

Ja, Frankly gehört nicht zu den empfohlenen Angeboten. Du bist überrascht? Lies weiter.

Übersicht über den Säule-3a-Markt

Die dritte Säule bezeichnet in der Schweiz gebundene Sparanlagen, die im Alter ausbezahlt werden. Im Gegenzug erhältst du Steuervorteile. So will der Staat die Leute dazu bewegen, vorzusorgen, was für die Schweiz eine Reihe von wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen hat.

Du kannst jedes Jahr eine bestimmte Summe in die dritte Säule einzahlen (rund 7'000 CHF) und von deinem steuerbaren Einkommen abziehen. Liegt dein Grenzsteuersatz zum Beispiel bei 30%, sparst du durch das Einzahlen von 7'000 CHF jährlich über 2'000 CHF Steuern!

Hast du einmal entschieden, dass die Dritte Säule für dich geeignet ist, musst du überlegen, wie du sie nutzt. Es gibt viele Angebote, und der Markt ist komplizierter, als es nötig wäre. Dieser Guide hilft dir, dich schnell einzulesen und trotzdem deine eigenen Präferenzen zu berücksichtigen.

Bei der Suche nach Säule-3a-Produkten gibt es zwei Grundregeln:

  • Produktgeneration: Digital verwaltete Säule-3a-Produkte sind besser als traditionelle.
  • Produkttyp: Banken bieten bessere Produkte an als Versicherungen.

Produktgeneration: traditionell vs digital

Die derzeitigen Angebote für die Dritte Säule lassen sich grob unterteilen in:

  • Eine alten Generation von traditionellen, beratungsintensiven, ortsgebundenen Anbietern, die auf dem Rückzug sind. Im Jahr 2021 besitzen sie noch den grösseren Teil des Marktes, aber man sollte ihnen aus den Weg gehen.
  • Eine neue Generation, von digitalen, Low-Cost-Anbietern. Sie sind 2021 noch in der Minderheit, werden aber in wenigen Jahren den Markt dominieren.

Traditionelle Dritte-Säule-Anbieter der alten Generation wollen meistens mit dir sprechen: Sie geben meist nur im Rahmen eines Beratungsgesprächs Auskunft über ihre Produkte, und sie müssen ihren Mitarbeitern für jede Kundenakquise einen Lohn oder ein Honorar bezahlen.

Deswegen solltest du Anbietern der alten Generation aus dem Weg gehen:

  • Sie sind aufgrund ihrer Kostenstruktur (Arbeitszeit, Räumlichkeiten, Infrastruktur etc.) extrem teuer. Die Beratungsgespräche und ihr Overhead können dich zehntausende von Franken kosten, bis du in Pension gehst.
  • Sie sind intransparent und geben dir ausserhalb von Beratungsgesprächen keine Informationen, weil ihre Produkte nicht konkurrenzfähig sind: Sie müssen dich überreden und unter Druck setzen, um zum Abschluss zu kommen.
  • Sie kosten dich Zeit, weil du sie für jede Kleinigkeit während Bürozeiten anrufen musst, und weil sie durch innovativere Produkte in wenigen Jahren obsolet werden.

Digitale Säule-3a-Produkte hingegen bieten einen besseren Spareffekt, eine höhere Transparenz und mehr Benutzerfreundlichkeit.

Typen: Banken vs Versicherungen

Säule-3a-Produkte werden sowohl von Banken als auch von Versicherungen angeboten. Beide Lösungen sind steuerlich abzugsfähig, es gibt aber einige wichtige Unterschiede. Typischerweise:

Bank Versicherung
Flexibilität 👍 Du zahlst so viel oder so wenig ein wie du möchtest. 👎 Du zahlst bis zur Pensionierung einen jährlichen Minimalbetrag ein.
Anbieterwechsel 👍 Ja, jederzeit und ohne Nachteile 👎 Ja, aber unter erheblichen Kostenfolgen (Sparguthaben und Gebühren).
Rendite Marktgerecht. Marktgerecht, aber durch die hohen Kosten meistens spürbar gemindert.
Invalidität Dein Guthaben entwickelt sich nur passiv weiter. 👍 Die Versicherung übernimmt für dich die Beiträge, bis das Pensionsalter erreicht ist.

Den vollständigen Vergleich findest du hier: Unterschiede zwischen Banken- und Versicherungslösungen für die Säule 3a.

Finde deinen Anbieter

Dein Vorgehen sollte grob so aussehen:

  1. Angebote recherchieren
  2. Angebote filtern
  3. Verbliebene Angebote vergleichen
  4. Gewinner auswählen

1. Angebote recherchieren

Ich habe zunächst das Naheliegende getan, im Internet gesucht und Freunde gefragt und die Angebote in einer Liste zusammengetragen.

Die Vorschläge meiner Freunde habe ich, so viel sei vorausgeschickt, im nächsten Schritt direkt aussortiert. Sie haben früher als ich mit dem Alterssparen angefangen, als noch die Angebote der alten Generation den Markt bestimmten.

Je nach Recherche kann die Liste möglicher Anbieter lang werden, aber meine blieb relativ kompakt:

  1. Descartes “OLZ 100”
  2. AXA “SmartFlex”
  3. Generali “Performa Profit”
  4. Frankly
  5. Viac “Global Sustainable 100”
  6. Finpension “Sustainable Equity 100”
  7. UBS Vitainvest

Vielleicht fällt dir auf, dass alle aufgelisteten Angebote einen hohen Aktienanteil haben. Das habe ich absichtlich so gewählt, damit sie den folgenden Filterkriterien entsprechen.

2. Filterkriterien

Schliesse zunächst die Anbieter aus, welche deinen Filterkriterien nicht entsprechen. Meine Kriterien sind:

Kriterium Anforderung Beschreibung
Digital Ja Handelt es sich um ein zeitgemässes, digitales Produkt, oder setzen sie auf überholte, unpraktische und teure Vertriebskanäle?
Jährliche Minimalzahlung 0 CHF/year Werde ich dazu gezwungen, bis zum Erreichen des Pensionsalters eine jährliche Minimalzahlung zu leisten, obwohl ich vielleicht arbeitslos werde oder sonst in finanzielle Schwierigkeiten gerate? Dieses Kriterium schliesst Versicherungslösungen weitestgehend aus.
Aktienanteil > 80% Wird vornehmlich in Aktienmärkte investiert? Wenn nicht, sind angesichts meines langen Anlagehorizonts die Opportunitätskosten zu hoch.

Damit sollte die Liste sich auf einige wenige Angebote reduzieren. Bei mir waren es:

  1. Descartes “OLZ 100”
  2. AXA “SmartFlex” ← Minimalzahlung; alte Generation.
  3. Generali “Performa Profit” ← Minimalzahlung; alte Generation.
  4. Frankly
  5. Viac “Global Sustainable 100”
  6. Finpension “Sustainable Equity 100”
  7. UBS Vitainvest ← alte Generation.

3. Vergleichskriterien

Nach dem Aussortieren verbleiben die Angebote im Rennen, welche für dich akzeptabel sind. Welches ist das beste?

Ich habe sie anhand der folgenden Kriterien verglichen:

Kriterium Wert Beschreibung
Nachhaltigkeit [0-6] Unterstützt du mit deinem Geld gute Geschäftsmodelle oder solche, die Schaden anrichten?
Total Expense Ratio [%] Wie hoch sind die Kosten, d.h. wieviel % deines Geld fliesst jährlich in die Verwaltung?
Rendite [%] Um wieviel % wächst deine Investition jährlich dank geschickter Anlageentscheidungen?

Schauen wir sie uns einzeln an.

Nachhaltigkeit

Mit einem Säule-3a-Produkt wird dein Geld in Firmen investiert. Ich wollte sicher gehen, dass damit keine Unternehmen unterstützt werden, welche der Umwelt oder der breiten Gesellschaft schaden.

Wie geht das? Es gibt dafür eine Kennzahl, den ESG-Wert (Environmental, Social and Corporate Governenance). Unabhängige Forschungsinstitute wie MSCI berechnen diesen Wert für jede Publikumsgesellschaft. Fonds haben ihre eigenen ESG-Werte, die aufgrund der Unternehmen berechnet wird, in denen sie investiert sind.

Wie kannst du diese Kennzahl nutzen, um die Fondslösungen zu vergleichen? Wenn du es dir einfach machen willst, benutze einfach mein Rating und überspringe den Rest dieses Abschnitts. Die Nachhaltigkeitsmetrik ist noch ganz am Anfang, Informationen dazu sind vorhanden, aber nicht einfach zu durchschauen und umzusetzen.

Du bist noch da? Dann einige Hintergrundinformationen zu ESG.

Um die Nachhaltigkeit eines Säule-3a-Produkts zu prüfen, gibt es zwei Vorgehensweisen:

  • Über den Daumen gepeilt: Durchsuche die Nachhaltigkeitsversprechen deines Säule-3a-Produkts nach seinen Einschlusskriterien. Dazu wird vielleicht gesagt: “Wir verzichten auf Beteiligungen an Unternehmen (oder Fonds) mit einem ESG-Wert von unter ‘A’”. A ist die viertbeste von sechs Noten (siehe unten), du kannst also (im schlechten Fall) von einem Nachhaltigkeitswert von ≥ 66% ausgehen.
  • Oder präzise: Suche die Fonds heraus, in welche deine dritte Säule Geld investiert. Diese Fonds verfügen typischerweise über ein Factsheet, in dem der ESG-Wert des Fonds deklariert wird. Der ESG-Wert des Säule-3a-Produkts entspricht dem gewichteten Mittel der Fonds, in denen es investiert ist.

Die ESG-Skala von MSCI hat sieben Abstufungen von, CCC (am schlechtesten) bis AAA (am besten) – ich rechne sie in 0 bis 6 (oder 0% bis 100%) um, um Durchschnittswerte bilden zu können.

Versuche, den ESG-Wert deiner Lieblingsfirma nachzuschlagen. Du wirst sehen, dass Spitzennoten selten sind. Unternehmen mit Note ≥ A wirtschaften bereits ziemlich nachhaltig.

ESG-Stufensystem von MSCI, auf Prozentanteile umgerechnet.

Das wäre also der ESG-Wert einer Firma. Wie steht es um jenen eines ganzen Investmentfonds? Wirbt der Fonds mit Nachhaltigkeit, sollte er Unternehmen unterhalb eines bestimmten ESG-Schwellenwerts ausschliessen.

Mit dieser Information kannst du, über den Daumen gepeilt, den minimalen ESG-Wert des Fonds zu ermitteln. Er wird oft sehr tief liegen, nach dem Prinzip “ohne Nachzügler” ⇒ 33%.

In diesem Fall kann eine präzisere Berechnungsweise sinnvoll sein. Berechne in diesem Fall die Nachhaltigkeitswert deines Fonds als gewichtetes Mittel aus denjenigen der Unternehmen, in die er investiert ist. Manche Fonds publizieren eine Zuordnung zu Nachhaltigkeitsklassen, z.B. “33% Investitionen in Unternehmen mit Note A, 12% mit Note AA” etc. Auch daraus kannst du einen gewichteten Mittelwert berechnen.

Ist die dritte Säule in verschiedene Fonds investiert, bestimmst du den ESG-Wert wiederum aus dem gewichteten Mittel der Fondsnoten.

Ich persönlich habe 60% (A) als mein Minimum festgelegt.

Total Expense Ratio (TER) = deine Gebühr

Der Total Expense Ratio oder TER gibt an, wie der Anbieter für seinen Service verlangt. Er wird in % des angelegten Kapitals angegeben und wird jährlich abgezogen, unabhängig davon, ob der Fonds Gewinn oder Verlust gemacht hat.

Der TER ist bei Produkten mit hohem Aktienanteil meistens höher – dies liegt daran, dass die Verwaltung von Aktienanlagen mit einem höheren Aufwand verbunden ist, aber auch daran, dass das höhere Renditepotential diese Kosten tragbarer macht.

Der TER ist äusserst wichtiges Kriterium, besonders für junge Leute. Warum? Aufgrund des Zinseszins-Effekts, der dadurch entsteht, dass Ausschüttungen wieder investiert werden, und dein Guthaben exponentiell wachsen lässt.

Nehmen wir an, du bist 30 und investierst 10'000 CHF in Fonds A mit einem TER von 0,5%, 10'000 CHF in Fonds B mit einem TER von 2%. Wenn du mit 65 in Pension gehst, erhältst du aus Fonds A 125'000 CHF, aus Fonds B nur 76'000 CHF. Das sind 50'000 CHF weniger, weil du das falsche Produkt gewählt hast! Annahmen: jährliche Gesamtrendite = 8%.

Wie entwickelt sich eine Anfangsinvestition von 10'000 CHF über 35 Jahre mit TER = 0,5% vs TER = 2%

Rendite

Die Rendite gibt an, wie schnell deine dritte Säule wächst. Sie wird aufgrund der vergangenen Performance berechnet. Du solltest sie zurückhaltend interpretieren.

Erstens ist vergangene Performance kein sicherer Indikator für zukünftige (ein krasses Beispiel ist Japan vor und nach 1989). Zweitens sind viele Fonds nur wenige Jahre jung, besonders diejenigen, die auf Nachhaltigkeit setzen, was einen langjährigen Vergleich verunmöglicht.

Trotzdem gibt diese Kennzahl einen Anhaltspunkt, wie konservativ oder aggressiv ein Fonds ausgelegt ist, vorausgesetzt, es liegen historische Daten für mindestens fünf Jahre vor.

Nicht berücksichtigte Kriterien

Zu weiteren möglichen Kriterien, die ich nicht berücksichtigt habe, gehören:

  • Benutzerfreundlichkeit. Du wirst nur selten die App oder die Website deiner dritten Säule nutzen müssen. In der Regel richtet man sie einmal ein und überweist dann jedes Jahr Geld.
  • Marke. Grosse Anbieter (wie AXA) versuchen, mit ihrer grossen Kundschaft zu werben, und setzen auf Gruppendenken. Mir entspricht das überhaupt nicht, im Gegenteil: Wenn grosse Player ihre Dominanz auszuspielen versuchen, gehe ich erst recht zur Konkurrenz.
  • Langlebigkeit. Die Länge der Firmengeschichte ist weder ein Grund, einen Anbieter zu bevorzugen, noch ihm aus den Weg zu gehen. Bei jüngeren Anbietern anzulegen, ist mit keinem zusätzlichen Risiko verbunden: Gehen sie Konkurs, wird dein Guthaben an eine andere Stiftung übertragen.

Meine Rangierung

Hier das Resultat meines eigenen Vergleichs (per März 2021). Details findest du in einem Google Sheet:

Vergleichstabelle der besten digitalen Säule-3a-Produkte in der Schweiz.

Einige Erklärungen dazu:

ESG-Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeit habe ich besonders genau betrachtet, weil Greenwashing im Finanzsektor allgegenwärtig ist.

Descartes, Finpension and Viac erzielen ein A (65-71%). Das ist ideal: Ambitioniert, aber für die meisten Firmen erreichbar. Der “Buchstabenwert” ist aussagekräftiger als der numerische, der stark fluktuieren kann – aufgrund des Verhaltens der Firmen und Änderungen in der Zusammensetzung des Fonds.

Descartes und Viac werben mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und erreichen über den Daumen gepeilt einen Wert von 4/6, das heisst A 👍. Die Abbildung oben folgt der präzisen Methode mit einem gewichteten Mittelwert nach Fonds 3.

Bei Finpension bleibt nur die präzise Methode. In den von ihnen verlinkten Factsheets zu den Fonds sind die MSCI-Werte enthalten – das macht die Sache einfacher. Ich habe wie oben einen gewichteten Mittelwert berechnet, der bei 71% liegt 👍.

Numerisch liegen Descartes und Viac minimal tiefer als Finpension, weil sie stärker in aufstrebende Märkte investieren (30% gegenüber 10%). Weil die Industrie dieser Schwellenländer weniger weit entwickelt ist, sind die Werte hier durchgehend etwas tiefer, aber die Differenz ist nicht signifikant. Möglicherweise findest du es auch sinnvoll, in diese Länder zu investieren, damit sie sich schneller den Standards von entwickelten Ländern annähern.

Frankly ist am schwersten zu beurteilen. Über den Daumen gepeilt erreichen sie eher enttäuschende 33% oder BB. Obwohl sie offensiv mit Nachhaltigkeit werben, schliessen sie nur die schlechtesten Unternehmen aus, nämlich solche mit einem Rating unterhalb von B (Note=1). Präziser lässt sich der Wert nicht berechnen, weil der Fonds, in den investiert wird, keine vergleichbare Kennzahl ausweist. Möglicherweise steht es um die tatsächliche Nachhaltigkeit etwas besser, als die grobe Berechnung vermuten lässt, aber das fällt angesichts der guten Alternativen nicht mehr ins Gewicht.

Alles in allem sind ESG-Investments ein Zukunftsmarkt. Je mehr Millenials in ihre Altersvorsorge investieren, desto grösser wird die Nachfrage sein. Und auch in der Performance werden sie traditionelle Investments überholen, weil Unternehmen, die nicht nachhaltig arbeiten, angesichts zunehmender Regulierung an Konkurrenzfähigkeit einbüssen werden.

Mehr Details findest du im Performance Rating Sheet, die kompletten Daten im Research Package.

TER

Der TER liegt bei allen Produkten im akzeptablen Bereich.

Descartes liegt mit einem TER von 0,8% am oberen Ende. Über 25 Jahre kostet dich das ~25'000 CHF (~ 5%) mehr als die kostengünstigsten Angebote. Der Grossteil dieser Differenz landet nicht bei Descartes, sondern bei den Fondsmanagern, denn der Fonds, in den investiert wird, wird aktiv verwaltet. Dies kann die Volatilität mindern und ist vor allem dann eine interessante Option, wenn du dich dem Pensionsalter annäherst und trotzdem in Aktien investiert bleiben möchtest.

Die anderen Mitbewerber liegen zwischen 0,4% und 0,6%. Im gleichen Bereich werden sich wohl auch zukünftige Player bewegen. Weil nachhaltige Anlagen grundsätzlich mit höheren TER vertrieben werden, ist das ein guter Preis für uns Konsumenten 👍, der nur durch hohe Automatisierung und die kostensparende Verwaltung von der neuen, digitalen Produktgeneration möglich ist.

Eine letzte Bemerkung: Der in Verkaufsprospekten ausgewiesene TER ist manchmal beschönigend, weil manche Anbieter die Kosten von Währungsumrechnungen und anderen Transaktionen nicht einschliessen. Diese verstecken Kosten sind aber in der Regel klein und, soweit möglich, in meine Ratings schon eingerechnet.

Im einzelnen:

  • Descartes und Finpension rechnen vorbildlich alle Kosten in die publizierte Gebühr ein.
  • Viac weist sie separat aus und schätzt sie dank eines optimierten Verrechnungssystems langfristig auf 0,05%
  • Frankly erwähnt sie nur, quantifiziert sie aber nicht, und sagt auch nichts darüber, ob und wie sie tief gehalten werden.

Rendite

Alle Produkte haben eine Rendite zwischen 5 bis 8%.

Dies ist konsistent mit der jährlichen Performance von ~8% des Schweizer Aktienmarkts – ein guter, stabiler Benchmark in Schweizer Franken – mit einem kleinen Abschlag, da Fondsmanager in der dritten Säule dazu neigen, das Volatilitätsrisiko zu mindern und dafür eine Einbusse bei der Rendite in Kauf zu nehmen.

Die Versuchung ist gross, die Produkte nun einfach nach der angegebenen Rendite zu rangieren. Blind sollte man das aber nicht tun, sondern dabei den “Performance-Zeitraum”4in Betracht ziehen: Im Rahmen des Konjunkturzyklus gibt es ungefähr alle 5 bis 10 Jahre eine Marktkorrektur, Rezession und Krise. Liegt der Performance-Zeitraum bei unter 5 Jahren, ist die Entwicklung des Fonds zu stark von kurzfristigen Effekten beeinflusst.

Viac beeindruckt mit einer hohen Rendite über eine relativ lange Zeit (mehr als fünf Jahre). Sie könnte aber in den nächsten ein bis zwei Jahren etwas sinken.

Die Angaben von Finpension sind nicht aussagekräftig genug, weil das Produkt zu neu ist. Das gilt erst recht für Frankly – als ich diesen Blog geschrieben habe, war das Produkt erst vier Monate alt, und sie verzichten denn auch von selbst aus auf eine Angabe.

Descartes hat das langlebigste Produkt. Die Rendite ist derzeit durch einen Taucher einer ihrer Fonds beeinflusst, hier würde ich in nächster Zeit eher mit einer Korrektur gegen oben rechnen.

Man könnte nun noch TER und Rendite miteinander verrechnen: “Nettorendite von Viac 8% - 0,57% = 7,43%”. Ich bevorzuge es aber, sie getrennt zu betrachten: Der TER ist stabil, die Rendite nicht. Sinkt die Rendite des Fonds oder gibt es eine längere Krise, fällt der TER stärker ins Gewicht.

Wenn du die genauen Zahlen einsehen möchtest, bietet meine Renditeberechnung volle Transparenz.

4. Auswahl

Nun gilt es also, alle Kriterien in einer endgültigen Auswahl zusammenzufassen.

Descartes ist stark bei Service und Nachhaltigkeit. Ihr TER fällt stärker ins Gewicht, in Kombination mit Minimum-Varianz-Strategie macht sie das geeigneter für ältere Vorsorgenehmer (weniger als 15 Jahre vor der Pension), die trotzdem das Risiko eingehen möchten, in Anlagen mit höherer Rendite investiert zu bleiben. Descartes bietet regelmässig Clubhouse-Webinare an, um bei der Wahl der individuellen Strategie behilflich zu sein.

Finpension ist die erste Wahl, wenn für dich die tiefsten möglichen Kosten im Vordergrund stehen. Es ist ein junges, agiles Unternehmen mit einer klaren digitalen Roadmap. Sie müssen ihre nachhaltige Qualität und Performance in den nächsten Jahren unter Beweis stellen – ich wünsche ihnen den bestmöglichen Erfolg.

Frankly hat mich in Sachen Nachhaltigkeit nicht überzeugt, sie müssen ihren Werbeversprechen erst noch Taten folgen lassen. Dazu kommt, dass der zugrundeliegende Fonds noch keine historische Rendite ausweisen kann. Da kommen einfach zu viele Fragezeichen zusammen. Dennoch muss man der ZKB zugute halten, dass sie als erste traditionelle Geschäftsbank ein digitales Säule-3a-Produkt anbietet.

Viac ist insgesamt das beste Produkt: sehr nachhaltig, kostengünstig und renditestark. Der zusätzliche, versicherungsähnliche Basisschutz (wahlweise gegen Invalidität oder Tod) ist ein interessantes, aber kleines Extra, zumal pro Jahrzehnt nur etwa ~25'000 CHF an Schutzleistung anfällt.

Alle drei ausgewählten Produkte sind eine gute Wahl und du wirst keine groben Fehler machen, wenn du dich für eines davon entscheidest. Der Trend hin zu vergleichbaren Features und einer Verbesserung bei Qualität, Nutzerfreundlichkeit und Kosten ist eine erfreuliches Merkmal der digitalen Angebote im Vergleich zur alten Generation. 👍

Hast du bereits ein Säule-3a-Produkt und möchtest du den Anbieter wechseln? Dann interessieren dich möglicherweise meine Notizen zum Wechsel des Säule-3a-Anbieters.

Zusammenfassung

Folgendes solltest du aus diesem Post mitnehmen:

  1. Überlege dir, ob die dritte Säule zu deiner Situation passt. Wenn ja, kann sie dir im Alter eine höhere Lebensqualität bieten.
  2. Halte dich an digitale Angebote, damit du dein eigenes Altersguthaben finanzierst und nicht repräsentative Bankfilialen.
  3. Bevorzuge Bank- gegenüber Versicherungslösungen, um flexibel zu bleiben.
  4. Mache dir Gedanken zum Impact deiner Investition, indem du ihr ESG-Profil mit deinen eigenen Standards abgleichst.

  1. Frage in deinem Freundeskreis nach einer Einladung, um Verwaltungsgebühren zu sparen, oder verwende meinen Code WCAqgwd↩︎

  2. Frage in deinem Freundeskreis nach einer Einladung, um an der Verlosung von 6'883 CHF durch Finpension teilzunehmen, oder verwende meinen Code 9VK7ES↩︎

  3. Für diejenigen, die genau hinschauen: Mir schien die im CreditSuisse-Factsheet deklarierte Note AAA fragwürdig, weil die Ratings von 88% der Investitionen bei AA oder tiefer liegen, deswegen habe ich habe ich jeden Fonds anhand des gewichteten Mittelwerts der deklarierten Allokationsklassen ein eigenes Rating ausgerechnet, aufgelistet in “ESG-Rating vs. Benchmark”. ↩︎

  4. Wie rechnet man mit dem Performance-Zeitraum? Berechne das Alter jedes Fonds, in den das Säule-3a-Produkt investiert ist nach dem Zeitraum, für den Renditedaten vorliegen. Bilde dann das gewichtete Mittel aus diesen Zeiträumen. ↩︎